Mallorca, die Insel auch für Motorradfahrer
Der Ferien-Clan ist nun wieder komplett! Thilos und meine Reise bis nach Mallorca war geprägt von enorm vielen tollen Eindrücken. Da waren die Hügel und hohen Berge mit unzähligen Kurven, dann die Täler und Schluchten durch die wir an Bächen und Flüssen entlang „surften“, die an Indianerreservate erinnern. Burgen, Ruinen und Schlösser vom Mittelalter ragen zwischen den Bäumen hervor. Es war eine unglaubliche Kulisse. Unter anderem durchquerten wir Gebiete der Innerschweiz, der Kantone Waadt und Wallis, der Ardéce, Haute-Loir und Teile Kataloniens.
Wir übernachteten auf einem Bio-Bauernhof mit Pfadfinderfeeling und einem Campingplatz mit Pool und extra Sandstrand am Bach inklusiv Wasserfall.
Alles in allem wieder eine gelungene Tour. Die Route verlief dieses Mal anders, als in meinem vorherigen Bericht vom 2016. Sie beinhaltete doch weitgehendst die ähnlichen Attribute, benötigte aber einige Verbindungsetappen (langweilige Schnellstrassen) weniger und war um einige hundert Kilometer direkter und kürzer.
Meine Frau, unsere Tochter sowie die Patenfamilie meines Sohnes haben sich entschieden per Flieger auf die Insel zu gelangen.
Die Fähre der Rederei Balearia legte am Dienstagmorgen in Palma an und setzte Thilo und mich ab. Ab hier vergehen Tage, in denen ich keinen Meter mehr auf zwei Rädern gefahren bin. Nicht schlimm! Der gesamte Clan besuchte Palma Stadt am Freitag. Die City mit ihren teilweise gut erhaltenen Herrenhäusern aus vergangenen, florierenden Zeiten, die Kathedrale monumental, königlich thronend an direkter Lage am Hafen von Palma sowie die Denkmäler und Skulpturen erfolgreicher Kriegsführer. All dies liess die Zeit rasen.
Am Tag zuvor ging es an den Sandstrand von Muro. Hohe Wellen, beinahe im Kalifornien-Style, verlockten zum Surfen. Anstatt eines Brettes mussten Schwimmringe genügen. So den Kräften geraubt, half ein kleines „Pfüsi“ im warmen Sand wieder auf die Beine. Ferien halt einfach. Superschön bei Sonnenschein und über 30 Grad. Der Strand überzeugte mit einer guten Wasserqualität. Bei unruhiger See kann ein wenig Kleindreck angespült werden. Ein Restaurant, WC und Duschen sind vorhanden.
Das alles kann natürlich auch gut mit dem Motorrad erkundet werden.
Um 05:00Uhr hat der Wecker geklingelt. Ja, nicht gerade üblich in den Ferien. Meine Frau und ich wollen einem Tipp folgen. 2 1/2 Stunden Weg mit Motorrad liegen vor uns, mit dem Wendepunkt Cap Formentor. Der spektakuläre Sonnenaufgang soll ca. 06:30 Uhr beginnen und sagenhaft sein. Tage zuvor habe ich diesen Tipp von einem motorisierten Weggefährten an einer Tankstelle erhalten. Abenteuerlich, so früh durch die Gassen der Dörfchen zu fahren. Auch Überland und auf der Autobahn ist es nicht besser. Die Strassenbeleuchtung haben sich da die Mallorquiner erspart, wird anscheinend überbewertet. Es geht auch ohne und so erreichen wir Port de Pollença. Diese Stadt ist gerade im Begriff zu erwachen. Zirkelnd zwischen Entsorgungslastern durchqueren wir die schmalen Gassen. Im Hafen liegen ganz kleine, einfache sowie enorm grosse, pompöse Yachten vor Anker. Das Navi führt uns zu einer Verzweigung. Ah, es gibt also auch eine Umfahrung. Die kennt mein GPS Gerät noch nicht. Ab da schlängelt sich eine schmale, aber doch asphaltierte Strasse (PM221) den Hügel hoch. Sie führ über unzählige Windungen durch die Berg- und Tallandschaft des Nordostens (Tramuntana, Naturschutzgebiet). Wo es auf dem normalen Weg nicht mehr weitergeht, verbindet ein Tunnel. Kleine Lagunen entzücken die Augen. Auf den letzten Metern zum Leuchtturmparkplatz kommen wir kaum mehr aus dem Staunen heraus. Die Gegend ist einfach nur märchenhaft.
Gespannt wird der Sonnenaufgang von einer Hand voll interessierten Frühaufstehern mit verfolgt. Ca. 3 Minute dauert es, ehe die hellorange Kugel auf dem Meeresrand steht.
Noch auf dem Rückweg (C710) durch das nördliche Naturschutzgebiet zehren wir von dem traumhaften Anblick und der sagenhaften Gegend. Und dennoch muss ein gewisses Mass an Konzentration vorhanden bleiben. Vorsicht ist geboten! Der Asphalt ist stellenweise in schlechtem Zustand. Die Bodenhaftung kann teils kritisch schwach sein. Ziegen kreuzen unverhofft die Strasse. Nicht selten bleiben sie auch mal mitten auf ihr stehen. Bei Lluce, einer Pilgerstätte mit geschichtsträchtigem Kloster, lenke ich mein Motorrad Richtung Süden nach Inca. Beinahe benebelt von der harnadelkurvigen Streckenführung der PM221 erreichen wir unsere Ferienfinca in Buger.
Schön, dass wir das erleben durften.
Schon im vergangenen Jahr erkundigte ich zuerst mit meinem Sohn auf dem Weg von Palma zur angemieteten Finca und dann mit meiner Frau als Ausflug zu unserem 20. Hochzeitstag, die Nordwestliche Seite Mallorcas. Von Lluc aus führt die C710 nach Soller bis Valldemossar. Zwischen den zwei Ortschaften schmiegt sich die Strasse an den Felsen und Abhängen entlang. Immer wieder wartet sie mit herrlichem Ausblick auf das offene Meer. Einige Felsüberhänge sind sogar mit Tropfsteinen bestückt. Welch seltenes Bild. Bei Valdemossar entscheide ich mich, weiter der C710 zu folgen.
Zwischenzeitlich klettert die Höhenanzeige meines Navis bis gegen 400müM und kurzzeitig sogar darüber. Wir fahren der Küste entlang. Das Wasser ist so türkisklar, dass man bis auf den Grund blicken kann. Weiter draussen verfärbt sich das Meer hellblau und noch weiter bis tiefblau.
Hie und da ragt ein grosser Gesteinsbrocken hinaus und bildet seine eigene kleine Insel. Segelschiffe kreuzen sich. Möwen fliegen akrobatisch über der Wellen und Felsen. Eine schier unwirkliche Welt zeigt sich da. Auch auf diesem Teilabschnitt muss man jederzeit mit Ziegen auf der Strasse rechnen. Über die Zusammensetzung und den Zustand des Asphalts kann man nur spekulieren. Tatsache ist aber, dass es auch hier es sicher von Vorteil ist, eine gemütlichere Fahrt aufzunehmen. Unscheinbar steht ein alter Aussichtsturm auf einem Felsvorsprung. Beinahe hätte ich ihn nicht war genommen.
Im letzten Moment werfe ich die Anker. Es scheint ein Relikt aus der Römerzeit zu sein, so eine Art Leuchtturm. Die Aussicht bzw. Umsicht verbessert sich nach dessen Erklimmung. Man kann sich nur vorstellen, welche Geschichten der kleine Turm in sich birgt. Einige Fotos, später, setzten wir die Fahrt fort und schwenken dann bei Antratx südlich ab.
Der Weg wird schmaler. Wir gelangen über die Bergkette der Serra de Tramuntanan Dörfchen wie Capdella und Calvia vorbei, über einen Militärpass zu einem Stützpunkt der spanischen Armee. Dieser steht kurz vor Palma, wo wir uns für den Rückweg nach Inca für die Autobahn entscheiden.
Schon verblüffend, was diese Insel an Interessantem auch für Motorradfahrer zu bieten hat.